Geschichtliches der Dörfer und Burgen im Umland

Die zahlreichen mittelalterlichen Dörfer unserer Gegend sind ein typisches Beispiel dafür, wie Kultur und Tradition heute in Einklang mit einer auf den Menschen zugeschnittenen Lebensweise stehen können.

Wir möchten hier einige wenige dieser faszinierenden Ausflugsziele empfehlen, um dem Besucher die Atmosphäre der in der Zeit still zu stehen scheinenden aussichtsträchtigen Ortschaften näher zu bringen.

DIE NEUN BURGEN VON ARCEVIA 

Avacelli, Castiglioni, Caudino, Loretello, Montale, Nidastore, Palazzo, Piticchio und San Pietro sind die neun Burgen von Arcevia, die alle mit intakten Mauern aus dem frühen Mittelalter umgeben sind.

Es handelt sich dabei zum Teil um kleinste bewohnte Ortsteile, die jedoch architektonisch von Bedeutung, und geschichtsträchtig Arcevia untermalen… es lohnt sich, eine Tour aller neun Burgen einzuplanen.

AVACELLI: Die Burg von Avacelli wurde mit Baujahr 1248 von Rocca Contrada, antiker Name für Arcevia, auf einer Anhöhe gegründet, dessen Gelände an die Besitztümer von Serra S. Quirico angrenzt. Von der antiken Verteidigungsfestung aus dem frühen Mittelalter bleibt das grosse Eingangsportal und Teil der Stadtmauern erhalten.

CASTIGLIONI: Die Burg von Castiglioni grenzt an das Einzugsgebiet von Serra San Quirico. Es wird ihr das Baujahr 1289 zugeschrieben und wurde höchstwahrscheinlich in Auftrag gegeben, nachdem die in unmittelbarer Nähe stehende Burg Fossaceca verlassen wurde. Erst anfangs des darauf folgenden Jahrhunderts wird die Burg zu einer richtigen Festung ( der Bau dauerte bis gegen Ende des geschriebenen Jahrhunderts) im Auftrag der Gemeinde Rocca Contrada, um die Einwohner vor den Gefahren der bestehenden Kriege zu schützen.

( Die Burg wurde von dem gefürchteten Heerführer Andrea Fortebracci, kurz Braccio da Montone genannt, besetzt.)

LORETELLO: Die prächtige Burg von Loretello, nur ca. 15 km von Arcevia in Richtung San Lorenzo in Campo entfernt, erhebt sich auf einem 300m hohen Hügel. Von all den heute noch existierenden Burgen

ist diese sicher die Älteste: Sie wurde das erste Mal 1072 erwähnt und wurde gemeinsam mit der Kirche Sankt Andreas von den Fonte Avellana Mönchen kommissioniert. Die Gebäude gingen in der zweiten Hälfte des 12 Jh. In den Besitz Arcevias über.

So wie wir die Burg heute betrachten können, wurde dies wahrscheinlich erst Ende des darauffolgenden Jahrhunderts durch erweiterte Bauten möglich.

Besonders hervorzuheben ist der massive, noch heute begehbare, aus Backstein gebaute Mauerring, der zu den treffendsten Beispielen von Militärarchitektur in den Marken gehört.

Das wichtigste Gebäude, nebst der spektakulären Backsteinbrücke (15.Jh.), ist der grosse, runde Wachtturm mit den heute noch gut erhaltenen Schiessscharten.

PALAZZO: Die charakteristischste und meistbewohnte Burg von Arcevia befindet sich 516m über Meer auf einer Anhöhe zu Füssen des Berges Monte Caudino. Palazzo wurde ziemlich spät gegen Mitte des 14.Jh. erbaut, nachdem zwei sich um Umkreis befindende herrschaftliche Festungen, verlassen wurden (Sassellero e Sterleto) und die Gegend diesbezüglich ungeschützt blieb.

Palazzo ist architektonisch insofern interessant und einzigartig, da das gemauerte Zentrum parallel zum Monte Caudino Berg errichtet wurde. Es besteht aus gewaltigen Gestein- und Backsteinmauern und einem schönen Eingangsportal aus dem 15.Jh.

Bewunderswert ist auch die spätbarocke Kirche San Settimio e Santo Stefano ( erste Hälfte des 18.Jh.); wahrscheinlich wurde der Auftrag von einem Mitglied der Architektenfamilie Vici, die aus Palazzo stammen , ausgeführt – mit eindrücklichen Altären aus Marmor und einem wertvollen Altarbild aus dem 18.Jh., das der Schule von Venedig zugeschrieben wird. Auch zu erwähnen ist das private Oratorium San Venanzio ( 1751-1759), welches nach dem Projekt von Arcangelo Vici im Innern mit bemerkenswerten Affresken verziert wurde.

NIDASTORE: Die Burg von Nidastore – “nido degli astori”, übersetzt “Nest der Habichte” oder der Falken, die während des Mittelalters zur Jagd eingesetzt wurden – ist die nördlichste Festung von Arcevia, die an die Provinz von Pesaro Urbino angrenzt.

Nidastore wurde gegen Mitte des 17. Jh. erbaut und war immer Grund zu Streitereien zwischen dem Bischofstum von Fossombrone und Rocca Contrada. 1408 ging die Burg in den Besitz des Neffen Bischofs Raniero di Taddeo, welcher der Familie der Ranieri aus Pesaro angehörte und von Einwohnern von Rocca Contrada getötet wurde. Grund des ergangenen Mordes war der Anspruch Ranieris, das Herrenrecht der ersten Nacht mit der Braut, auszuüben.
1462 wurde die Burg durch Papst Pius II. definitiv Rocca Contrada zugesprochen.

Der bestehende Bau wird dem 15.Jh. zugeordnet, als Rocca Contrada nach mehreren Zerstörungen der Pflicht oblag, einen Wiederaufbau zu erstellen. Beachtenswert ist der gut erhaltene Mauerring, auf welchem Wohnungen und Herrschaftshäuser mit Eingangspforten aus dem 15./16. Jh. erstellt wurden.